Wissensarbeit im Unternehmen der Zukunft
Der Aufstieg der IT-Technologien in einer globalisierten Wirtschaft hat zu einer neuen Qualität der Informatisierung geführt. Sie ist der zentrale Motor der Umbrüche, die sich gegenwärtig in der Arbeitswelt vollziehen. Auf der Basis des Internets entsteht ein verwendungsoffener „Informationsraum“. Dieser erweist sich für jene Tätigkeitsbereiche, deren Arbeitsgegenstand digitalisierbar ist – wie z.B. in der Software-Entwicklung oder in wachsenden Bereichen der Ingenieursarbeit –, als ein neuartiger, global zugänglicher „Raum der Produktion“. Wissensarbeit kann so ort- und zeitunabhängig erbracht und in global vernetzte Wertschöpfungsketten eingebettet werden.
Der Informationsraum bildet damit eine neue Basis für die Arbeits- und Innovationsprozesse im Unternehmen der Zukunft. Gerade in der Wissensarbeit werden neue Möglichkeiten der Kommunikation und der Vernetzung von Know-how zum Ausgangspunkt neuer Arbeitsformen und flexibler Organisationskonzepte. Auf der einen Seite sorgen IT-gestützte Prozesse nun auch in hochqualifizierten Arbeitsbereichen für den „flow“ von Information, strukturieren Schnittstellen neu und werden zum Rückgrat systemisch integrierter Organisationen. Auf der anderen Seite werden mit dem Einsatz von social media Kommunikationsplattformen im Netz zur Basis neuer „Öffentlichkeiten“, in denen sich Mitarbeiter als community vernetzen und ihr Wissen teilen. Zudem entwickeln sich komplementäre Formen der Arbeitsorganisation, die auf Wissenstransfer, kontinuierliche Lernprozesse und ein Empowerment der Teams setzen. Dabei spielen agile Methoden wie scrum im Kontext des Lean Development genauso eine Rolle, wie neue Formen global verteilten und flexiblen Arbeitens auf der Basis von IT, wie home office und cloud working, oder offene Büro- und Raumkonzepte.
Nachhaltige Konzepte für die Arbeitswelt der Zukunft
Diese Entwicklung bietet neue Möglichkeiten, die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit im Unternehmen der Zukunft zu verbessern. Die Nutzung dieser Potenziale ist jedoch kein Selbstläufer: Wer hier auf nachhaltige Konzepte verzichtet und die gezielte Beteiligung der Mitarbeiter außer Acht lässt, landet schnell in einer Sackgasse. Die Zunahme psychischer Arbeitsbelastungen und der erhebliche Anstieg stressbedingter Erkrankungen wie burn-out zeigen schon jetzt den dringenden Handlungsbedarf.
Um die Umbrüche in der Arbeitswelt produktiv und erfolgreich bewältigen zu können, ist die bewusste Gestaltung des Wandels von Wissensarbeit unabdingbar. Das Projekt setzt hier auf beteiligungsorientierte Konzepte, die auf die Befähigung der Mitarbeiter zielen. Denn: Nur so wird eine nachhaltige Gestaltung für die Arbeitswelt von Morgen wirksam werden, die die Etablierung motivierender Arbeitsbedingungen zur Grundlage für die Verwirklichung neuer Innovationspotenziale macht.
Good Practices für eine beteiligungsorientierte Gestaltung
Bei der Entwicklung innovativer Ansätze zur nachhaltigen Gestaltung des Wandels von Wissensarbeit stellen wir fünf Handlungs- und Lernfelder ins Zentrum: „Arbeitsorganisation und Innovation“, „Arbeitsplatz der Zukunft“, „Arbeit und Leben“, „Führung, Verantwortung und berufliche Entwicklung“ sowie „Anerkennung und Sicherheit“.
In Referenzfällen werden hier praxistaugliche Instrumente in den Bereichen Forschung und Entwicklung und IT-Arbeit entwickelt, die Beschäftigte dazu befähigen sollen, zum aktiven Gestalter einer nachhaltigen und innovativen Arbeitswelt zu werden. Pilot-Initiativen bei den Partnerunternehmen bilden dabei den gemeinsamen Ausgangspunkt des anwendungsorientierten Forschungsprojekts. Good Practices und innovative Instrumente werden dabei gezielt auf ihre Anwendbarkeit in Klein- und mittelständischen Unternehmen geprüft und angepasst.
Um die Brücke von der Wissenschaft in die Praxis zu schlagen, wollen wir die Projektergebnisse im Rahmen eines mehrdimensionalen Transferkonzepts als „gute Beispiele“ aufbereiten und zugänglich machen: in Form von Workshops, Tool-Baukästen, Broschüren und Schulungs-Konzepten für Wirtschaft und Unternehmen sowie die betriebliche Interessenvertretung und Multiplikatoren; auf Konferenzen und im Rahmen einer prominent platzierten Buchpublikation für eine breite Öffentlichkeit.
Das Projekt ist ein Verbundprojekt unter Leitung des ISF München in Kooperation mit der IG Metall und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Es wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit durchgeführt sowie durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin fachlich begleitet.
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